Sollen wir Casanova nacheifern - als Europäer?
Fundstück vom Bahnhofskiosk: "De Groene Amsterdammer", ein ziemlich interessantes niederländisches Magazin.
Drin steht diesmal unter anderem...
Für sein neues Buch "De vloek van Oedipus" sieht der Sozialwissenschaftler Michiel Leezenberg die "Wiege der Demokratie" Athen mit neuen Augen: "Faszinierend ist, dass es in Athen auch ohne für uns selbstverständliche Konzepte wie Solidargemeinschaft, Rechtstaat oder Gewaltenteilung ein demokratisches Zusammenleben gab. Das funktionierte, weil die Athener kontinuierlich nach einer Balance der Mächte, einem politischen Gleichgewicht strebten. Weil sie nichts für die Ewigkeit festlegten, waren sie flexibel und konnten sich an wechselnde Umstände schnell anpassen. Bei uns wurde die Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative vor zweihundert Jahren eingeführt. Seit dieser Zeit sind neue Mächte dazugekommen, wie die Bürokratie, die Massenmedien und die Marktwirtschaft. Doch wir arbeiten immer noch mit einem juristischen Rahmen, der zwei Jahrhunderte alt ist.“
Von der Ur-Demokratie zum Ur-Europäer: Themenschwerpunkt dieser Ausgabe ist Giacomo Casanova. Rund 250 Jahre nach seiner spektakulären Flucht aus den Bleikammern Venedigs entdeckt man in dem legendären Verführer jetzt ein Vorbild für unser europäisches Selbstverständnis. „Als Freiberufler, unabhängig, freigesinnt und doch im Grunde sehr moralistisch reist Casanova sein Leben lang durch ein Europa ohne eindeutige kulturelle Grenzen. In seiner Schilderung und Beschreibung unterscheidet sich dieser Kontinent kaum von der föderalistischen Einheit, die man heute anstrebt. Es wird Zeit, dass Casanova neben allen anderen Zuschreibungen endlich auch als ur-europäisch erkannt wird. Bei der Suche nach einer verbindenden europäischen Identität sind seine Memoiren sicher nicht die schlechteste Basis* für einen Kanon.“
*Das schlag ich nach! Schmutzige Details folgen...
Drin steht diesmal unter anderem...
Für sein neues Buch "De vloek van Oedipus" sieht der Sozialwissenschaftler Michiel Leezenberg die "Wiege der Demokratie" Athen mit neuen Augen: "Faszinierend ist, dass es in Athen auch ohne für uns selbstverständliche Konzepte wie Solidargemeinschaft, Rechtstaat oder Gewaltenteilung ein demokratisches Zusammenleben gab. Das funktionierte, weil die Athener kontinuierlich nach einer Balance der Mächte, einem politischen Gleichgewicht strebten. Weil sie nichts für die Ewigkeit festlegten, waren sie flexibel und konnten sich an wechselnde Umstände schnell anpassen. Bei uns wurde die Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative vor zweihundert Jahren eingeführt. Seit dieser Zeit sind neue Mächte dazugekommen, wie die Bürokratie, die Massenmedien und die Marktwirtschaft. Doch wir arbeiten immer noch mit einem juristischen Rahmen, der zwei Jahrhunderte alt ist.“
Von der Ur-Demokratie zum Ur-Europäer: Themenschwerpunkt dieser Ausgabe ist Giacomo Casanova. Rund 250 Jahre nach seiner spektakulären Flucht aus den Bleikammern Venedigs entdeckt man in dem legendären Verführer jetzt ein Vorbild für unser europäisches Selbstverständnis. „Als Freiberufler, unabhängig, freigesinnt und doch im Grunde sehr moralistisch reist Casanova sein Leben lang durch ein Europa ohne eindeutige kulturelle Grenzen. In seiner Schilderung und Beschreibung unterscheidet sich dieser Kontinent kaum von der föderalistischen Einheit, die man heute anstrebt. Es wird Zeit, dass Casanova neben allen anderen Zuschreibungen endlich auch als ur-europäisch erkannt wird. Bei der Suche nach einer verbindenden europäischen Identität sind seine Memoiren sicher nicht die schlechteste Basis* für einen Kanon.“
AReinhardt - 16. Nov, 22:10
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